MSD-Sternstunde

Gestern gab es bei uns im Studiengang die Abschlusspräsentationen unseres Jahresprojekts P3/P4. Thema war es, ein Mediensystem für die Zielgruppe 50 Plus — also Menschen, die älter als 50 Jahre sind — zu entwerfen und prototypisch zu realisieren. Wie man sich vorstellen kann, war die Aufgabe alles andere als leicht; fast jede Projektgruppe, mit der ich gesprochen habe, hatte schon bei der Ideenfindung erhebliche Probleme. Und was hat es überhaupt mit der Zielgruppe auf sich? Wie sich gezeigt hat, ist sie sehr heterogen — von häuslichen Rentnern über ewig Junggebliebene bis hin zu vitalen Intelektuellen ist so ziemlich alles vertreten, was man sich vorstellen kann.

Umso erstaunlicher war das, was dabei rauskam. Zwei Semester sind eine lange Zeit, aber sicherlich nicht lange genug, um ein Projekt so abzuschliessen, wie man das gerne hätte. In den letzten zwei Monaten der Realisierung ist aber soviel passiert, dass man bei einigen Projekten erst jetzt die ganze Tragweite und Brillanz der Ideen erkennt.

Fast alle Projekte waren gut und haben praktikable, multimediale Lösungen für den ein oder anderen Bedarf der Zielgruppe 50plus aufgezeigt. Drei Projekte sind jedoch besonders erwähnenswert:

  • Ein Video-Kommunikationssystem für eine Hausgemeinschaft namens „mando“. Ältere Leute haben die Möglichkeit, real-time zu chatten oder Videonachrichten zu senden. Man kann sich das Szenario vorstellen, wenn eine ältere Dame die Dose nicht aufbekommt und nun per Videonachricht um Hilfe bittet. Die Präsentation war deswegen so beeindruckend, weil das System schon überraschend weit realisiert war und die Gruppe nicht davor zurückscheute, das System live, komplett mit Spanplattenwänden und Touchscreen-Systemen, im Präsentationssaal aufzubauen. Was folgte, war aber nicht nur eine „Materialschlacht“, sondern eine faszinierende Machbarkeitsstudie des Konzepts. Das Screendesign war ebenfalls sehr ansprechend und gut auf die Bedienung per Touchscreen abgestimmt.
  • Ein Therapiespielzeug (ein Papagei) mit dem Namen „Coco“. Ich muss zugeben, dass ich am Anfang diesem Projekt eher skeptisch gegenüberstand, aber was dann schlussendlich präsentiert worden ist, hat meine Erwartungen übertroffen. Es geht darum, gebrechlichen, Kranken alten Menschen in Therapie (hauptsächlich Demenzkranke und Pflegebedürftige) einen Roboter zur Seite zu stellen, der sie unterhält und für sie da ist, wenn ein Betreuer gerade nicht zur Stelle sein kann. Coco wurde ebenfalls schon sehr weit realisiert, die Spracherkennung hat in der Präsentation sehr gut und zuverlässig funktioniert. Die Sprachsteuerung erkennt Substantive wie „Termine“ und „Spielen“ und reagiert darauf. Was Coco eine Tierpersönlichkeit verleiht, ist sein unberechenbares Verhalten — so fängt er auf einmal an zu singen oder plappert vor sich ihn. Die Stärke dieses Konzeptes wurde auf bewegende Weise durch einen Film am Ende der Präsentation untermauert, in dem auf den Pflegebedarf in Heimen und Therapiezentren hingewiesen wurde.
  • Schliesslich möchte ich auch unser Projekt „via“ — ein soziales Netzwerk für die Generation 50plus — erwähnen. Es hat zum Ziel, Personen mit ihren individuellen Fähigkeiten, Erfahrungen und Fertigkeiten zu vernetzen; kurz, den Erfahrungsschatz der Generation 50plus zu heben. Auf diesem Blog werde ich in nächster Zeit dazu noch etwas schreiben; wer jetzt schon Informationen will, kann sich gerne an mich wenden oder einen Kommentar schreiben.

Insgesamt war es also eine wahre Sternstunde für MSD — und eine eindrucksvolle Bestätigung dafür, warum es überhaupt sinnvoll ist, Mediensysteme zu erschaffen.