Terrence Malicks Filme

Malicks Filme gehören zu den missverstandendsten Werken den zeitgenössischen Films. Woran das liegt, weiss ich nicht. Bei ihnen gehen jedenfalls die Meinungen weit auseinander; so auch bei “The Thin Red Line”, einem Antikriegsfilm. Habe ihn letztens gesehen und war wieder einmal schwer beeindruckt. Ein zutiefst spiritueller Film, der Männer portraitiert, die, jeder auf seine Weise, auf der Sinnsuche unter unmenschlichsten Umständen sind.

Man kann diese Filme nicht so sehen, wie man eine normale Hollywoodproduktion sehen würde. Sie haben eine eigene visuelle Sprache, die nicht den gängigen Erwartungshaltungen eines Kinogängers entspricht: Keine Standardsymbolik, keine klassischen Handlungsabläufe; Weniger Plot, Dialoge und Charakterisierung, dafür viel Subplot und Poesie im visuellen Ausdruck. Um sie zu verstehen, sollte man eher in einer aufnehmenden, betrachtenden als einer konsumierenden Haltung sein, in etwa so, wie man ein Gemälde in einer Ausstellung betrachten würde. Dann fängt der Film an, auf einmal zu reden und sich einem aufzuschlüsseln. Es ist sicherlich eine Frage des Geschmacks und auch eine Frage des Typs, aber diese Art von Film spricht mich teilweise mehr an als konventionelle, auf einer normalen Erzählstruktur basierende Filme.

Jeffrey Overstreet geht es ähnlich, in seiner Liste der Top-Filme 2006 spricht er über “The New World”. Brett McCracken, sein Interviewpartner, bringt folgendes, interessantes Statement:

The chief strength of The New World is that it approaches the world’s beauty and sadness as a receiver rather than a user. Large portions of the film’s shots, dialogue, and even characters do not service the plot in the way we have come to expect in cinema. Rather, it approaches existence from a God’s-eye view, peaking in on the whispers and locusts that sometimes say more about goodness and truth than grand soliloquies or climaxes.

Mein Film des Jahres 2006

The New WorldThe New World von Terence Malick.

Ich habe ja schon in einem früheren Post (auf dem englischsprachigen Blog) angedeutet, das ich Fan von ästhetisch ansprechenden, wenn auch teilweise sehr kontemplativen Filmen bin, die Raum fürs Betrachten und Innehalten lassen. Deswegen fand ich auch Girl With A Pearl Earring (2003), ein Film über die Backstory eines von Vermeers Werken, so gut. Beide Filme haben etwas lyrisches, poetisches.

Wenn ich einmal in den Rhythmus eine solchen Filmes eingetaucht bin, stellt sich bei mir interessanterweise Antizipation und Spannung ein, wobei andere ungeduldig auf dem Sitz rumrutschen oder gelangweilt abschalten.

Kurz zum Inhalt: The New World handelt von der Pocahontas-Sage, in der die junge Tochter eines Indianerhäuptlings auf die Vorboten der modernen Zivilisation, die ersten Kolonisten aus England in Nordamerika, trifft. Und wie es so kommen muss, gibt es eine Love-Story zwischen Pocahontas und dem Draufgänger Smith, einem Engländer. Es wird schnell in Frage gestellt, wer von beiden wirklich dem anderen überlegen — vor allem im moralischen Sinne — ist. Die subtile Interaktion der beiden besteht aus Blicken und Gesten, eher als Worte, meisterhaft in Szene gesetzt und gespielt von Q’rianka Kilcher und Colin Farell. Doch ein weiterer „Star“ sind die grandiosen Naturaufnahmen, die die Naturverbundenheit der Indianer ausdrücken und dem Film eine Tiefe und Melancholie geben.

Für mich also eine eindeutige Wahl zu meinem persönlichen Film des Jahres 2006. Meiner Frau hat er auch sehr gut gefallen. Ist halt schon meine Art von Film, sowas und sicher nicht jedermanns Sache. Was waren eure Film-Highlights 2006?