Nachtschichten

Der einzige Weg, mich momentan noch über Wasser zu halten, ist mit Pocket Coffee. Untrügerisches Zeichen, dass es Zeit ist, wenigstens heute mal auszuspannen — obwohl wir noch mitten im Realisierungsstress unseres Projektes sind. Merke, dass die Nachtschichten in letzter Zeit alles andere als gut für mich waren. Wenn ich jetzt nicht kürzer trete und mal halblang mache, werde ich ausbrennen.

Eben habe ich das letzte Kapitel von Yanceys Buch „What’s so Amazing About Grace“ angefangen, und es ist echt Balsam für meine Seele. Es ist eins von diesen total horizonterweiternden Büchern, deren Grundaussage mit dem übereinstimmt, was man vorher schon irgendwie erahnt hat oder worauf man im Herzen schon vorbereitet worden ist. Vielleicht schreibe ich im Zusammenhang mit Berufung und Vision nochmal näher darüber. Erst muss ich mich mal ein bisschen entspannen….

Inspiration

Jetzt, wo es in die heisse Phase unseres Abschlusprojektes an der Uni geht, ist jede kleine Inspiration hilfreich. Wenn bis in die Nacht programmiert wird und es generell um die Umsetzung des Konzeptes bis hin zu einem (mehr oder weniger) funktionsfähigen Prototypen geht, muss man manchmal innehalten, die Dinge wieder aus der Distanz betrachten — und sich von neuem inspirieren lassen. Auf dem Blog SIGNAL vs. NOISE war neulich folgendes zu lesen (frei übersetzt):

Inspiration ist wie eines dieser blinkenden Sternchendinger bei Videospielen. Sie macht dich für eine Weile unbesiegbar. Du kannst alles tun, überall hingehen, und du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Diese Blinkdinger existieren auch im echten Leben: Sei es ein Bild, oder irgendwelche Worte, ein Geräusch, oder eine Idee, oder ein Fehler. Was immer es ist: Nimm es und lauf damit. Lauf damit, als hättest du es gestohlen. Du kannst Inspiration nicht eintüten, sie in einen Beutel tun, in den Kühlschrank stellen und dann später wieder herausholen. Sie ist ein verderbliches Gut, das schnell verdirbt. […] Inspiration ist etwas magisches, ein Produktivitätsvervielfacher, ein Motivator. Aber sie wird nicht auf dich warten. Inspiration ist eine „Jetzt!“-Sache. Wenn sie dich packt, greif zu und bring sie dazu, für dich zu arbeiten.

Design Styles

Vor Weihnachten hatten wir an der Uni eine Marathon-Designvorlesung. Abgesehen davon dass sie zwar etwas ermüdend, aber sehr interessant und in vielen Dingen geradezu erleuchtend war, ist eine Sache besonders hängengeblieben: Styles.

Was ein Unwort für fast jeden Designer ist — denn Styling ist was für Turnschuhanpinsler und Inneneinrichter — entpuppt sich als ernstzunehmende Design-Disziplin. Styles sind keineswegs der natürliche Feind der Usability und das Gegenteil des Funktionalismus, sondern haben eine Design-Funktion: Einen hohen optischen Reiz bei einer spezifischen Zielgruppe zu schaffen.

Style ist gleichbedeutend mit „Skin“, Oberfläche oder Haut, also die Gestaltung von Dingen ohne das Wesen des Objekts direkt mit einzubeziehen oder seine Struktur zu verändern. Skins gibt es z.B. für MP3-Player auf dem Rechner. Wenn man hier weiterdenkt, hat jede Anzeigenkampagne, jeder trendige Look seinen speziellen Style.

Der Dozent hat einige trendige Styles der letzten Jahre mal analysiert und so einen Katalog geschaffen. Vom Hello-Kitty-Japano-Cute-Style bis zur Retro-Romantik findet man so Blaupausen, die sich beliebig mixen und kombinieren lassen. Auf dieser Idee aufbauend haben Design-Studenten auf der Mathildenhöhe mal ganze Style-Reihen fabriziert und ihnen generische Namen gegeben (z.B. Style AG003) und versucht, bekannten Motiven einen neuen Style zu geben. Leider habe ich gerade die Slides nicht da, aber es war schon faszinierend zu sehen, wie bespielsweise der Strellson-Werbung nach einem bestimmten Muster ein neuer Style verliehen wurde.

Toll, mit offenen Augen in der Welt herumzulaufen, um beim Betrachten der x-ten Plakatwerbung zu sagen: „Alles klar, das ist ein „anti-trend, AG034.“

Hausarbeit: “Das Blogging-Phänomen”

Bevor sie in einer digitalen Ecke verstaubt, möchte ich eine Hausarbeit, die ich letztes Semester geschrieben habe, nun hier veröffentlichen. Das Thema des Kurses war Technikfolgenabschätzung, und ich hatte mich für das Hausarbeitsthema „Das Blogging-Phänomen und die Folgen“ entschieden.

Ihr könnt sie hier herunterladen (237 KB). Auszug aus dem Abstract:

Das Interessante an der „Medienrevolution“ ist, dass sie von unten nach oben geschieht, sie also nicht beispielsweise von einem Software-Monopolisten ausgeht. Soziale Software unterstützt den Einzelnen, der sich mit anderen zusammentut, um bestimmte Ziele zu erreichen. Besonders Blogs (kurz für Weblogs) haben sich in jüngster Vergangenheit zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für etablierte Medienformen entwickelt. Diese Arbeit beleuchtet Ursprünge, Merkmale und verschiedene Nutzungsgewohnheiten von Weblogs und stellt die Weblogs in den Kontext des sich wandelnden Web und des Social-Software-Phänomens. Am Ende soll die Frage erörtert werden, ob Blogs unsere Medienlandschaft verändern können und welche Auswirkungen dieses relativ neue Phänomen auf jeden Einzelnen, die Netzkultur und die Gesellschaft insgesamt hat.

Ist schon etwas älter (Juni 2006), aber für den ein oder Anderen vielleicht interessant. Besonders geholfen hat mir das Buch Die neuen Meinungsmacher vom Autorenduo Zerfaß/Boelter. Vieles davon ist in meine Arbeit eingeflossen, ebenfalls eine grosse Inspiration war die Diplomarbeit von Johannes Kleske.