Digital Outlook Report

Die Agenturgruppe Avenue A/Razorfish hat vor einiger Zeit den hochinteressanten Digital Outlook Report 2008 veröffentlicht. Darin geht es um das Verhalten von Konsumenten im Digitalen Raum. Einige sehr interessante Erkenntnisse dabei und daher den Download wert; ich hab ihn auch erst kurz überflogen. Den Report stellt freundlicherweise Guy Kawasaki zur Verfügung; er hat dabei schon einige Highlights herausgepickt (Hervorhebungen von mir):

Only a few years ago, a Web site’s home page was the most prime piece of digital real estate a publisher could offer. Not so much today, however. The relevance of the home page as a media buy is on the wane. Search, social networks, blogs, and RSS (among a host of other online sources) are driving more and more users deep into today’s Web properties. Now, the majority of consumers bypass a site’s home page completely.

Every page is now a home page, each of which will have a wider reach, a lasting shelf life, and the ability to attract a new audience like never before. To capitalize on this, ensure that every page has a strong, clear global navigation scheme and related content that is visibly promoted.

Despite user requests for a single mobile, PC, or gaming device to do everything, we found users increasingly willing to embrace multiple devices — even when those devices possess overlapping capabilities.

Consumers don’t see the Internet as something distinctly different from their offline worlds anymore, and they expect seamless transitions. Every key consumer activity has online and offline components — each one contributing to the total experience. The reason? Finally, the online world is getting more social, and as a result, more like the offline world.

Einiges hört sich dabei nach Binsenweisheiten an, aber man muss bedenken, dass dahinter eine ganze Menge Research und sicher auch eine Latte an Befragungen steckt.

Artikel bei “emergentes Gedankengut”

Kleine Werbung in eigener Sache: Heute ging ein Artikel von mir auf dem Blog „emergentes Gedankengut“ online, das gesellschaftlichen Entwicklungen und deren mögliche Auswirkungen auf Gemeinde zum Thema hat, darunter auch Postmodernes und Emergentes. Mein Artikel beleuchtet im Wesentlichen Hintergründe und theologische Aspekte meiner Diplomarbeit. Danke nochmal an Daniel für die freundliche Einladung, dort einen Artikel zu schreiben.

Das nächste grosse Ding

In ihrem — übrigens sehr lesenswerten — Blog apophenia schreibt Danah Boyd über die Zukunft des Webs. Dabei skizziert sie in groben Zügen, wie soziale Strukturen über die Zeit entstanden sind und wie sich das Netz gewandelt hat und kommt zum folgenden interessanten Schluss:

We finally have a world wide WEB of people, not just documents. When i think about what’s next, i don’t think it’s going more virtual, more removed from everyday life. Actually, i think it’s even more connected to everyday life. We moved from ideas to people. What’s next? Place.

Bin mir nicht sicher, ob ich mit dieser Einschätzung übereinstimme — “place” ist eher ein abstraktes, technisches Konzept, und ich sehe noch nicht, ausser der offensichtlichen Vereinnahmung der Dimension “Ort”, wo darin der direkte Nutzen besteht. Eine andere Richtung ist die des “Semantic Web” — Rechner den Inhalt des Webs verstehen zu lassen und nicht nur jede Menge Content bereitzustellen. Wer weiss, vielleicht ist das nächste große Ding ja auch etwas ganz anderes oder einfach nur, bestehende Dinge für den Menschen bedienbarer und zugänglicher zu gestalten.

Cool fand ich jedenfalls ihren kleinen Seitenhieb auf Second Life (”I don’t think it’s going more virtual”)… 🙂

Ideen für die Diplomarbeit

Die Grundrichtung steht schon fest: Die drei grossen Themenfelder, die mich momentan am meisten interessieren und die ich als geeignet für eine Diplomarbeit halte, sind Social Software, Datenvisualisierung und E-Learning/Wissensmanagement.

Schwierig nur, von hier aus weiterzugehen und ein eingegrenztes, in dem vorgegebenen Zeitraum von drei Monaten realisierbares Thema herauszudestillieren. Irgendwie bin ich da momentan ein bisschen blockiert und mir fehlt die klare Sicht auf das, was machbar ist und was ich im Endeffekt tun sollte. Der Blog hilft mir, meine Gedanken zu bündeln und zu strukturieren. Hier deshalb nun eine Auflistung von drei Ideen, die mir, teils in Gesprächen, teils auch durch Recherchen, klar geworden sind — mit der Bitte um Kommentare und Anregungen. Vielleicht fällt euch ja spontan was dazu ein, auch wenn es ein lapidares „Idee X ist Schwachsinn“ ist.

Idee 1: Visualisierung von Trends, ähnlich wie „swarm“ auf labs.digg.com

Hier natürlich die Datenquelle von entscheidender Bedeutung. Digg hat ja seine eigenen Daten, bei der Blogosphäre wird es schon schwieriger. Technorati bietet aber eine API, mit der man Daten bekommen und interpretieren kann. Hier gibt es dazu ein schönes Beispiel, allerdings mit „privaten“ Daten. Weitere Möglichkeit wäre der Einsatz eines Bots oder einer Spider, die Verbindungen zwischen Blogs über Kommentare und Trackbacks sammelt.

Entscheidend ist auch die Zielgruppe und damit verbunden die Frage, ob es ein Tool für „jedermann“ oder für Spezialisten und Analysten werden soll. Danach richtet sich auch die Komplexität der Applikation. Ein Feedback war, dass Analysten im operativen Geschäft sehr auf „Zahlenkolonnen“ und auf Quantität fixiert sind, also recht konservativ mit dem Thema umgehen. Beim strategischen Management sieht es mit dem Informationsbedarf schon anders aus; hier ist Qualität und das Erkennen von Zusammenhängen gefragt.

Visualisiert werden könnten im Falle von Blogs Relationen zwischen Blogs und Blogusern, Posts und Kommentaren, wie gut ein Blog verlinkt ist, und, wenn sie auf irgendeine Weise semantisch codiert sind, die Häufigkeit und Relevanz von Tags auf einzelnen Blogs — was wiederum Aufschluss über hot topics gibt. Trends lassen sich über die Einbeziehung der zeitlichen Komponente erahnen. Man merkt schon jetzt: Je semantischer das Web wird, desto mehr Möglichkeiten der Datenauswertung und -visualisierung wird es geben.

Idee 2: gezielte Visualisierung von Teilaspekten

Eine Suchanfrage an das zu entwerfende System könnte so aussehen: „Zeige mir, welche Leute von dem einen Unternehmen X Leute aus dem anderen Unternehmen Y kennen“. Oder: „Stelle mit in Vorbereitung auf ein Meeting das Netzwerk von bestimmten Personen dar“.
Hintergrund: In vielen Social Networks gibt es einige wenige „Superknoten“, also Leute, die extrem vernetzt sind, und andererseitd viele Personen mit nur wenigen Kontakten. Das macht die Visualisierung und damit auch die Interpretation schwierig, da die „Superknoten“ die Darstellung zerstören. Viele gängige Visualisierungsbeispiele sind deshalb von den Daten her auf Schönheit getrimmt und weiger auf das Abbild der realen gegebenheiten in einem SNS (Social Networking System).

Wenn neben der semantischen Abfrage weitere Informationen hinzukommen, z.B. über die Skills der Mitarbeiter und deren Qualifikationen, wird so im Verbund mit Wissensmanagement in Unternehmen „tacit knowledge“ — das stille Wissen — sichtbar und managbar.

Idee 3: Patterns in Social Software

Die Frage, die hierbei zugrunde liegt, ist: Was sind die Meta-Elemente von Social Software? Gibt es Dinge, die sich wiederholen? Was kann man aus den Fehlern und Erfolgen von SNS lernen, und gibt es, wie beim Softwareentwurf, der Architektur oder der Usability Muster, die universell für die Erschaffung von Communities und SNS anwendbar sind?

Man sieht an der Natur dieser Ideen, dass es bei mir eher in die theoretische/wiisenschaftliche Ecke geht. Für mich wäre es durchaus auch reizvoll, ein SNS in der Nische, beispielsweise für karitative Verbände, zu konzipieren und auch prototypisch zu realisieren. Ich denke nur, dass es — gerade als MSDler — lohnenswert ist, auch mal bestimmte wissenschaftliche Fragestellungen zu behandeln.

Wie Teenies Social Software nutzen

In einem früheren Post habe ich die Frage gestellt, wie ihr denn Blogs nutzt — um euren bestehenden Freundes- und Bekanntenkreis sozusagen digital abzubilden und online zu pflegen oder um neue soziale Kontakte zu erschliessen. Zumindest bei Teenies, die vermutlich den Löwenanteil der Nutzer von Social-Networking-Sites wie MySpace und Konsorten stellen, ist die Frage relativ eindeutig zu beantworten (via apophenia):

If you look at the rise of social tech amongst young people, it’s not about divorcing the physical to live digitally. MySpace has more to do with offline structures of sociality than it has to do with virtuality. People are modeling their offline social network; the digital is complementing (and complicating) the physical. In an environment where anyone _could_ socialize with anyone, they don’t. They socialize with the people who validate them in meatspace.

Also so, wie es bei Skype oder ICQ war: Auf einmal gab es die Möglichkeit, zig neue Kontakte auf der ganzen Welt zu knüpfen, aber nur sehr wenige haben davon Gebrauch gemacht. Untermauert wird diese Beobachtung zum Networking-Verhalten von Teenies durch eine Studie von PEW Internet, die besagt, dass 91% der befragten Nutzer von Social-Networking-Sites im Teeniealter ebensolche nutzen, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, aber lediglich 49% von ihnen auf solchen Plattformen neue Freunde gewinnen wollen. Das gibt zu denken, wie ich finde.

Das Blogging-Experiment geht weiter

Bin mal wieder mehr und mehr von den Vorzügen des Bloggens überzeugt. Und jetzt in Deutsch geht es einfach flüssiger von der Hand. Bin halt doch in diesem Kulturkreis aufgewachsen, obwohl ich meine irischen Wurzeln natürlich nicht verleugne. Hach, vielleicht entscheide ich mich ja doch für ein Social Software-Thema für meine Diplomarbeit…

Dumm nur, dass es in meinem direkten Freundeskreis so gut wie keine Blogger gibt. Wie war das, habt ihr euer real existierendes soziales Netzwerk in die digitale Welt übertragen, oder wart ihr am Anfang ganz alleine und habt dann sukzessive im digitalen Raum euer Netzwerk ausgebaut? Würde mich über Kommentare diesbezüglich freuen.

Hausarbeit: “Das Blogging-Phänomen”

Bevor sie in einer digitalen Ecke verstaubt, möchte ich eine Hausarbeit, die ich letztes Semester geschrieben habe, nun hier veröffentlichen. Das Thema des Kurses war Technikfolgenabschätzung, und ich hatte mich für das Hausarbeitsthema „Das Blogging-Phänomen und die Folgen“ entschieden.

Ihr könnt sie hier herunterladen (237 KB). Auszug aus dem Abstract:

Das Interessante an der „Medienrevolution“ ist, dass sie von unten nach oben geschieht, sie also nicht beispielsweise von einem Software-Monopolisten ausgeht. Soziale Software unterstützt den Einzelnen, der sich mit anderen zusammentut, um bestimmte Ziele zu erreichen. Besonders Blogs (kurz für Weblogs) haben sich in jüngster Vergangenheit zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für etablierte Medienformen entwickelt. Diese Arbeit beleuchtet Ursprünge, Merkmale und verschiedene Nutzungsgewohnheiten von Weblogs und stellt die Weblogs in den Kontext des sich wandelnden Web und des Social-Software-Phänomens. Am Ende soll die Frage erörtert werden, ob Blogs unsere Medienlandschaft verändern können und welche Auswirkungen dieses relativ neue Phänomen auf jeden Einzelnen, die Netzkultur und die Gesellschaft insgesamt hat.

Ist schon etwas älter (Juni 2006), aber für den ein oder Anderen vielleicht interessant. Besonders geholfen hat mir das Buch Die neuen Meinungsmacher vom Autorenduo Zerfaß/Boelter. Vieles davon ist in meine Arbeit eingeflossen, ebenfalls eine grosse Inspiration war die Diplomarbeit von Johannes Kleske.