Mein Film des Jahres 2006

The New WorldThe New World von Terence Malick.

Ich habe ja schon in einem früheren Post (auf dem englischsprachigen Blog) angedeutet, das ich Fan von ästhetisch ansprechenden, wenn auch teilweise sehr kontemplativen Filmen bin, die Raum fürs Betrachten und Innehalten lassen. Deswegen fand ich auch Girl With A Pearl Earring (2003), ein Film über die Backstory eines von Vermeers Werken, so gut. Beide Filme haben etwas lyrisches, poetisches.

Wenn ich einmal in den Rhythmus eine solchen Filmes eingetaucht bin, stellt sich bei mir interessanterweise Antizipation und Spannung ein, wobei andere ungeduldig auf dem Sitz rumrutschen oder gelangweilt abschalten.

Kurz zum Inhalt: The New World handelt von der Pocahontas-Sage, in der die junge Tochter eines Indianerhäuptlings auf die Vorboten der modernen Zivilisation, die ersten Kolonisten aus England in Nordamerika, trifft. Und wie es so kommen muss, gibt es eine Love-Story zwischen Pocahontas und dem Draufgänger Smith, einem Engländer. Es wird schnell in Frage gestellt, wer von beiden wirklich dem anderen überlegen — vor allem im moralischen Sinne — ist. Die subtile Interaktion der beiden besteht aus Blicken und Gesten, eher als Worte, meisterhaft in Szene gesetzt und gespielt von Q’rianka Kilcher und Colin Farell. Doch ein weiterer „Star“ sind die grandiosen Naturaufnahmen, die die Naturverbundenheit der Indianer ausdrücken und dem Film eine Tiefe und Melancholie geben.

Für mich also eine eindeutige Wahl zu meinem persönlichen Film des Jahres 2006. Meiner Frau hat er auch sehr gut gefallen. Ist halt schon meine Art von Film, sowas und sicher nicht jedermanns Sache. Was waren eure Film-Highlights 2006?

Jahreslosung 2007

Die Jahreslosung 2007 lässt mich irgendwie nicht mehr los. Sie lautet für das Jahr 2007:

Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? [Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.] (Jesaja 43, 19)

Der letzte Teilsatz gehört eigentlich nicht mehr dazu; habe ihn aber für das bessere Verständnis hinzugefügt. Normalerweise stehe ich den Losungen eher etwas skeptisch gegenüber. Kommt halt darauf an, wie man mit ihnen umgeht. Ich versuche nicht, in sie krampfhaft einen persönlichen Bezug hineinzulesen (Eisegese – das Gegenteil von Exegese), und wenn mich mal bestimmte Verse ansprechen, dann ist das erste, was ich mache, immer den Kontext der Stelle zu Rate zu ziehen. Andererseits glaube ich schon, dass sich die Herrnhuter mit viel Gebet über die Losungen Gedanken machen und so nicht unbedingt alles gleich zufällig passiert.

Diese Jahreslosung jedenfalls, die natürlich ersteinmal einen klaren Bezug auf das Volk Israel zur Zeit des Exils hat, kann man jedenfalls durchaus auf uns heute beziehen. Die Prophetien Jesajas sind oft unglaublich komplex und vielschichtig und haben oft mehrere Zeitpunkte und Adressaten, wann sie in Erfüllung gehen. In diesem Abschnitt schwankt Gott zwischen Verdammnis und liebevoller Zuneigung zu seinem Bündnisvolk, und hier kommt so richtig wieder mal sein grosses Herz raus. Es ist ein deutliches Heilsversprechen, gepaart mit der Aufforerung, nicht zurück zu schauen auf das, was Gott getan hat – was die Israeliten vermutlich oft getan haben! – sondern unbedingt nach vorne zu schauen. Diesen Aspekt hat Tobias in seinen Blog besonders beleuchtet.

Kann sein, dass es an meinen Umständen liegt, aber ich nehme diese Jahreslosung als persönliche Verheissung an. Ja, er wird etwas Neues in meinem und deinem Leben machen — in meinem Fall nach einer langen Periode der Gleichförmigkeit und zuletzt auch der Tragödie. Gott ist aktiv, der frische Wind kommt, ein Neuanfang. Aber für mich bedeutet die Jahreslosung auch, dass ich im Hier und Jetzt mich in seiner Gegenwart ausruhen kann – denn er versorgt mich. Keine Chance, dass mir das Wasser ausgeht oder das Essen knapp wird.

Design Styles

Vor Weihnachten hatten wir an der Uni eine Marathon-Designvorlesung. Abgesehen davon dass sie zwar etwas ermüdend, aber sehr interessant und in vielen Dingen geradezu erleuchtend war, ist eine Sache besonders hängengeblieben: Styles.

Was ein Unwort für fast jeden Designer ist — denn Styling ist was für Turnschuhanpinsler und Inneneinrichter — entpuppt sich als ernstzunehmende Design-Disziplin. Styles sind keineswegs der natürliche Feind der Usability und das Gegenteil des Funktionalismus, sondern haben eine Design-Funktion: Einen hohen optischen Reiz bei einer spezifischen Zielgruppe zu schaffen.

Style ist gleichbedeutend mit „Skin“, Oberfläche oder Haut, also die Gestaltung von Dingen ohne das Wesen des Objekts direkt mit einzubeziehen oder seine Struktur zu verändern. Skins gibt es z.B. für MP3-Player auf dem Rechner. Wenn man hier weiterdenkt, hat jede Anzeigenkampagne, jeder trendige Look seinen speziellen Style.

Der Dozent hat einige trendige Styles der letzten Jahre mal analysiert und so einen Katalog geschaffen. Vom Hello-Kitty-Japano-Cute-Style bis zur Retro-Romantik findet man so Blaupausen, die sich beliebig mixen und kombinieren lassen. Auf dieser Idee aufbauend haben Design-Studenten auf der Mathildenhöhe mal ganze Style-Reihen fabriziert und ihnen generische Namen gegeben (z.B. Style AG003) und versucht, bekannten Motiven einen neuen Style zu geben. Leider habe ich gerade die Slides nicht da, aber es war schon faszinierend zu sehen, wie bespielsweise der Strellson-Werbung nach einem bestimmten Muster ein neuer Style verliehen wurde.

Toll, mit offenen Augen in der Welt herumzulaufen, um beim Betrachten der x-ten Plakatwerbung zu sagen: „Alles klar, das ist ein „anti-trend, AG034.“

Das Blogging-Experiment geht weiter

Bin mal wieder mehr und mehr von den Vorzügen des Bloggens überzeugt. Und jetzt in Deutsch geht es einfach flüssiger von der Hand. Bin halt doch in diesem Kulturkreis aufgewachsen, obwohl ich meine irischen Wurzeln natürlich nicht verleugne. Hach, vielleicht entscheide ich mich ja doch für ein Social Software-Thema für meine Diplomarbeit…

Dumm nur, dass es in meinem direkten Freundeskreis so gut wie keine Blogger gibt. Wie war das, habt ihr euer real existierendes soziales Netzwerk in die digitale Welt übertragen, oder wart ihr am Anfang ganz alleine und habt dann sukzessive im digitalen Raum euer Netzwerk ausgebaut? Würde mich über Kommentare diesbezüglich freuen.

Hausarbeit: “Das Blogging-Phänomen”

Bevor sie in einer digitalen Ecke verstaubt, möchte ich eine Hausarbeit, die ich letztes Semester geschrieben habe, nun hier veröffentlichen. Das Thema des Kurses war Technikfolgenabschätzung, und ich hatte mich für das Hausarbeitsthema „Das Blogging-Phänomen und die Folgen“ entschieden.

Ihr könnt sie hier herunterladen (237 KB). Auszug aus dem Abstract:

Das Interessante an der „Medienrevolution“ ist, dass sie von unten nach oben geschieht, sie also nicht beispielsweise von einem Software-Monopolisten ausgeht. Soziale Software unterstützt den Einzelnen, der sich mit anderen zusammentut, um bestimmte Ziele zu erreichen. Besonders Blogs (kurz für Weblogs) haben sich in jüngster Vergangenheit zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für etablierte Medienformen entwickelt. Diese Arbeit beleuchtet Ursprünge, Merkmale und verschiedene Nutzungsgewohnheiten von Weblogs und stellt die Weblogs in den Kontext des sich wandelnden Web und des Social-Software-Phänomens. Am Ende soll die Frage erörtert werden, ob Blogs unsere Medienlandschaft verändern können und welche Auswirkungen dieses relativ neue Phänomen auf jeden Einzelnen, die Netzkultur und die Gesellschaft insgesamt hat.

Ist schon etwas älter (Juni 2006), aber für den ein oder Anderen vielleicht interessant. Besonders geholfen hat mir das Buch Die neuen Meinungsmacher vom Autorenduo Zerfaß/Boelter. Vieles davon ist in meine Arbeit eingeflossen, ebenfalls eine grosse Inspiration war die Diplomarbeit von Johannes Kleske.

Happy New Year

Ein schönes und erfolgreiches neues Jahr wünsche ich euch allen! Das vergangene Jahr war schwierig und turbulent; in allen Herausforderungen war Gott aber spürbar da, mit Wegweisung, Trost, seinem Frieden und seiner Gnade. Unser Spruch für das neue Jahr ist Psalm 34,5-6:

Als ich den Herrn um Hilfe bat, antwortete er mir und befreite mch von meinen Ängsten. Wer zum Herrn aufschaut, der strahlt vor Freude, und sein Vertrauen wird nie enttäuscht.

Vorsätze für dieses Blog

Meinen allerersten Vorsatz habe ich hiermit eingelöst: Bis zum Jahresanfang die deutsche Version meines Blogs zu erstellen. Die englische Version findet ihr hier; beide haben sozusagen die Plätze getauscht.

Des weiteren gilt im Grossen und Ganzen, was ich mir vor knapp 10 Monaten auch für das englischsprachige Blog notiert hatte:

  • Meine Art der Internetbenutzung ändern — aktiver werden
  • Anderen das, was mich interessiert, mitteilen und möglichst einen Dialog zu bestimmten Themen ins Rollen bringen
  • Horizonterweiterung und Inspiration

Habe mir auch fest vorgenommen, mehr zu posten, wobei ich für mich persönlich noch nicht ganz entschieden habe, wie das genau aussehen soll. Ich bin der Meinung, dass einige wenige High-Quality-Posts pro Zeitraum besser sind als zu jedem bisschen was zu schreiben. Wie seht ihr das?

Weihnachtsgala in der Gemeinde

Gestern wurde ich Zeuge einer Weihnachtsgala, die von vorne bis hinten durchchoreographiert war. Alles in allem war es aber sehr unruhig und ohne richtigen „Fluss“. Wenn Weihnachtsgala, dann schon bitte richtig: Entweder im Ganzen professionell — oder amateurhaft, aber mit gutem Willen und der richtigen Herzenseinstellung. Man sagt dann immer: „Ach, sie habe sich ja soviel Mühe gegeben“. Natürlich haben sich alle Beteiligten Mühe gegeben, aber das ist nicht der Punkt. Schwierig wird es vor allem dann, wenn der Fokus falsch gelegt wird und dem heiligen Geist nicht genügend Raum gegeben wird. Ein paar Observationen:

  • Wenn Christen einen Style der Welt kopieren oder emulieren, geht das meistens schief.
  • Krampfhafter Versuch, möglichst viele Medienformen zu kombinieren. Die Adaptionsleistung ist immens, sich auf einen TV-Beitrag hier, ein Lied da, dann einen Wortbeitrag usw. zu konzentrieren. Die Dramaturgie wird dadurch nicht gefördert, im Gegenteil.
  • Das Wichtigste: Die Präsenz Gottes. Wenn alles von vorneherein schon zerfahren und unruhig ist, ist es noch schwieriger, innezuhalten und dem heiligen Geist Raum zu geben.

Ich verweise an dieser Stelle auf den Blogbeitrag von Kim Fabricius im Blog Faith and Theology. Es ist klar, dass eine Weihnachtsgala, viel weniger noch als ein Weihnachtsgottesdienst, in der Form einer Predigt ist. Aber sie beinhaltet zweifellos das Evangelium. Das kam sicherlich rüber, aber auf welche Weise? Vielleicht ist es persönlicher Geschmack und subjektives Empfinden, aber in mir wurde nur bei zwei Teilen mein Herz berührt: Bei einem Schauspiel zur Versuchung Jesu in der Wüste (wirklich gut!) und dem gelungenen und tollen Tanz der Kinder zur Herrlichkeit Jesu.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht mit Weihnachtsgottesdiensten oder Weihnachtsgalas? Bin ich hier womöglich schief gewickelt?